Hallo an alle!
Ich nutze meine Freizeit derzeit gerne dazu, SW-Serien nachzuholen, welche ich noch nicht oder nicht vollständig gesehen habe. Kürzlich habe ich ja bei Andor aufgeholt und jetzt steht bei mir die siebte Staffel von „The Clone Wars“ auf der Agenda, die ich mir momentan ansehe.
Um zunächst aber wieder ein bisschen in die Serie hineinzufinden, habe ich mir davor erst nochmal die sechste Staffel zu Gemüte geführt. Diese hatte ich auch erst einmal gesehen, was schon etliche Jahre her ist, sodass ich die einzelnen Geschichten nur noch vage im Kopf hatte. Nun möchte ich meine frischen Eindrücke dazu nutzen, ein Review zu der Staffel zu verfassen. So werde ich dann gerne auch mit den anderen Serien bzw. Staffeln verfahren, die bei mir noch ausstehen. (Nach der siebten TCW-Staffel folgen noch die ersten und bisher einzigen Staffeln von „The Bad Batch“ sowie „Tales of the Jedi"). Natürlich dürfen meine Eindrücke auch sehr gerne kommentiert werden
Es bietet sich hier an, zuerst die einzelnen Story-Arcs zu besprechen, und dann ein Gesamtfazit zu ziehen:
1. „Fives-Arc“ (Folge 1 bis 4): Der Arc, und damit auch die Staffel, beginnt mit einer TCW-typischen und sehr episch aufgezogenen Schlacht. Im Laufe der übrigen Folgen treten Actionsequenzen jedoch in den Hintergrund und es entfaltet sich ein größtenteils ruhiger, aber stimmiger Verschwörungs-Thriller, in dem der Klonkrieger Fives auf eigene Faust und gegen ausdrückliche Anweisungen das plötzliche Fehlverhalten eines seiner Kameraden untersucht.
Star-Wars-Fans, insbesondere solche der Prequels, bekommen hier einen Vorgeschmack auf die Order 66 und erfahren mehr über die Hintergründe. Es wird erklärt, wie es in Episode III möglich ist, diese plötzlich auszulösen und wie es sein kann, dass sich die Klone dann von einem Moment auf den anderen gewissenlos gegen die Jedi wenden. Innerhalb des SW-Universums bringt dieser immerhin vier Folgen beanspruchende Arc die Geschichte indes nicht nennenswert weiter, weil Fives‘ Entdeckung keine Tragweite bekommt und letztendlich ohne Konsequenzen bleibt.
Dennoch bietet dieser Arc im Grunde das Star Wars, welches viele Fans, wie sich auch an „Andor“ zeigt, gerne sehen. Der Vierteiler wirkt erwachsen und nimmt sich selbst ernst, sodass es auch hier spürbar ist, dass TCW in seinen letzten Staffeln vorrangig zu einer Serie für erwachsene Star-Wars-Fans avancierte. Humor, wie er vor allem die frühen TCW-Staffeln auszeichnete und sie insbesondere auch für sehr junge Zuschauer zugänglich machte, ist hier kaum vorhanden – dafür sind die wenigen Kalauer zwischen Fives und seinem mehr oder weniger unfreiwilligen Helfer, dem Droiden „Azi“, dann auch in der Tat witzig und gut gelungen.
Am Ende fehlt dem „Fives-Arc“ wie bereits angesprochen ein wenig die Einschlagskraft auf Story-Ebene, und bestimmt hätte man die stellenweise doch unnötig lange Geschichte auch in zwei oder maximal drei Folgen erzählen können. 7/10.
2. „Bankenclan-Arc“ (Folge 5 bis 7): Hier haben wir es nun mit einem dreiteiligen Polit-Thriller zu tun. Im Zuge geplanter Verhandlungen mit dem Bankenclan über Unterstützungsgelder für die Republik kommt Padmé einem offenbaren Betrug auf die Spur, und es stellt sich die Frage, inwieweit ihr früherer Vertrauter Clovis, der im Dienste des Bankenclans zu stehen scheint, hierin involviert ist.
Die Prämisse und die Story dieses Arcs sind natürlich hochpolitisch. Wir erfahren mehr über die genaue Rolle des Bankenclans in den Klonkriegen, welcher in der PT ja nur angesprochen, aber nicht all zu genau beleuchtet wurde. Es hätte dem Dreiteiler gut getan, in erster Linie auf dieser politischen Ebene zu bleiben. Spätestens ab der zweiten Folge nehmen die persönliche Geschichte um Padmé und Clovis sowie das Beziehungs- und Eifersuchtsdreieck mit Anakin sehr viel Raum ein. Dies untergräbt bisweilen den eigentlichen Spannungsaufbau der Story und lenkt allzu sehr von der eigentlich deutlich interessanteren politischen Dimension ab, über die man gut und gerne auch noch etwas mehr erfahren hätte können.
Immerhin nutzt man diese persönlichere, nah an den Charakteren angesiedelte Erzählebene aber auch für ein paar clevere Momente im Hinblick auf das, was in Episode III noch folgen wird. Anakins Hang zur dunklen Seite wird deutlich herausgestellt, und das Gespräch zwischen ihm und Obi-Wan, bei dem dieser zu verstehen gibt, über Anakins Gefühle für Padmé Bescheid zu wissen, ist geschicktes Foreshadowing.
Der „Bankenclan-Arc“ gehört nicht zum Besten, das TCW jemals hervorgebracht hat. Dennoch handelt es sich um einen soliden und ebenfalls größtenteils ernst und erwachsen gehaltenen Dreiteiler, der durch einige interessante Einfälle und bereicherndes World-Building überzeugt. Gerade Letzteres hätte jedoch noch mehr Potenzial gehabt und eine kohärentere Gewichtung verdient. 7/10.
3. „Mace Windu-Jar Jar-Arc“ (Folge 8 und 9): Waren die beiden vorausgegangenen Arcs doch recht erwachsen und ernst, hält hier eine Leichtigkeit Einzug, wie wir sie insbesondere aus den frühen Staffeln der Serie kennen. Die Grundidee, den tollpatschigen Jar Jar Binks zusammen mit dem seriösen, oftmals mürrisch wirkenden Mace Windu auf eine Mission zu senden, hat durchaus etwas für sich, und es ist kaum überraschend, dass Jar Jar Mace Windus Nerven das eine oder andere Mal überstrapaziert. Gemeinsam sollen die beiden auf einem neutralen Planeten das Verschwinden mehrerer spiritueller Anführer aufklären. Ansonsten, so glauben die Einwohner des Planeten, wird sich eine unheilvolle Prophezeiung erfüllen.
Dieser Zweiteiler bietet sehr lockeres Star Wars mit viel Humor. Im Gesamtkontext der Staffel sorgt das durchaus für Abwechslung, für sich genommen stellt der Zweiteiler jedoch nur einen weiteren TCW-Arc im Reigen derer dar, welche keine besonderen Akzente zu setzen vermögen. Weder die Suche nach den verschwundenen Weisen an sich noch die Auflösung um die Frage nach ihrem Verschwinden sind besonders spannend, einige Actionsequenzen wirken zudem repetitiv.
Unter dem Strich ist der „Mace Windu-Jar Jar-Arc“ gut konsumierbare und lockere SW-Kost für zwischendurch, aber nichts, das unbedingt längerfristig im Gedächtnis bleiben oder das Bedürfnis nach einem Rewatch hervorrufen würde. 5/10.
4. „The Lost One“ (Folge 10): In dieser Einzelfolge bekommen wir – und nicht zuletzt auch die Jedi – gewissermaßen eine Geschichtsstunde erteilt. Der Todesfall des Jedi-Meisters Sifo-Dyas wird durch frische Erkenntnisse neu aufgerollt, und damit kommen die Jedi nicht nur den genaueren Umständen seines Ablebens, sondern auch den Hintergründen der Bestellung der Klonarmee auf die Spur.
Ähnlich wie die ersten beiden Story-Arcs der Staffel taucht diese Folge tiefer in die Star Was-Lore ein und behandelt ein Thema genauer, welches in den Prequels nur angeschnitten wurde. Es handelt sich abermals um eine angenehm ernste und erwachsene Folge, lediglich die Szene mit Sifo-Dyas‘ wahnsinnig gewordenem Assistenten wirkt etwas überzogen, dauert allerdings auch nicht sehr lange. Ansonsten ist es vor allem der Erkenntnisgewinn, aus welchem diese Folge ihre Stärken zieht. Wirkliche Spannung wird im Laufe der Geschichte kaum aufgebaut, dafür gibt es am Ende ein längeres und sehr gut choreographiertes Lichtschwertduell.
Besonders die Schlussszene weiß ebenfalls nochmal aufzutrumpfen, in welcher einmal mehr deutlich gemacht wird, dass sich auch die Jedi bisweilen in moralischen Grauzonen bewegen, wenn es wie das vorteilhafte Vorgehen erscheint. Das klassische Gut-Böse-Schema, welches gerade neuere SW-Produktionen immer wieder aufbrechen, wird also auch hier hinterfragt.
„The Lost One“ ist eine kleine und für sich stehende TCW-Episode, die besonders erzählerisch sehr gelungen ist. Eine wirklich sehr gute Folge. 8/10.
5. „Yoda-Arc“ (Folge 11 bis 13): Der finale Dreiteiler der Staffel knüpft nicht ganz direkt an die vorausgegangene Folge an, baut jedoch maßgeblich auf ihr auf. Als Yoda plötzlich den toten Qui-Gon Jinn hört, der zu ihm zu sprechen scheint, stellt dies die Jedi vor ein Rätsel. Während Yoda selbst davon überzeugt ist, dass es Qui-Gon als erster Jedi geschafft haben muss, das endgültige Aufgehen in der Macht zu überwinden, wittert der Rat der Jedi hinter den Vorgängen eine gezielte Täuschung der Sith. Um die Wahrheit zu entdecken, sieht Yoda nur eine Möglichkeit: Er entzieht sich kurzerhand der ihm verordneten Bettruhe und reist dorthin, wo Qui-Gons Stimme ihn schickt.
Die Zentrierung auf Yoda ist nicht nur etwas, das in der gesamten Serie sehr selten vorkam, sondern sie bildet auch einen Ringschluss dieses ursprünglichen Serienfinales mit dem Beginn der Serie. Immerhin stand Yoda in der ersten regulären Einzelfolge der Serie (abgesehen vom Pilotfilm) ebenfalls im Mittelpunkt. Anders als diese erste Folge der Serie nimmt sich der Dreiteiler aber Zeit, uns Yoda als Charakter wirklich näherzubringen. So leistet der Arc nicht nur hervorragende Arbeit darin, einige Brückenschläge zu Episode III und letztlich sogar der OT zu bilden, indem wir unter anderem erfahren, warum sich Yoda ins Exil nach Dagobah begibt oder warum Mace Windu in Episode III Anakin so misstrauisch gegenübersteht. Er beleuchtet auch Yoda als Charakter näher, bringt uns seine Weisheit und seinen Glauben an die helle Seite der Macht, aber nicht zuletzt auch seine Schwächen, seine Ängste, und ja, seine dunkle Seite näher.
In alledem steckt enormer Tiefsinn und sehr viel Botschaft, welche dieser abermals sehr erwachsene und ernste Dreiteiler vermittelt. Es geht darum, nicht der eigenen Hybris anheim zu fallen, sondern auch und gerade seine eigenen Schwächen zu erkennen, um diese überwinden zu können. Dass dies an einem Charakter wie Yoda festgemacht wird, welcher hier eine Reise nicht nur zu entlegenen Planeten und Orten, sondern auch und vor allem zu sich selbst, zum eigenen Wesen in all seinen Facetten antritt, führt gekonnt vor Augen, dass selbst die Erfahrensten und Weisesten nicht vor den eigenen Schwächen gefeit sind und noch zu lernen haben.
Darüber hinaus mangelt es diesem Dreiteiler auch nicht an Stimmung und Schauwerten. Die Stationen auf Yodas Reisen, seine Visionen und auch die übernatürlichen Wesen, mit denen er konfrontiert wird, all das ist sehr mystisch dargestellt, was vielleicht nicht jeden Geschmack trifft. Optisch weiß all das aber zu überzeugen und beweist hohe Kreativität und Einfallsreichtum. Die Foreshadowing-Sequenzen, welche vorausliegende und dem SW-Fan natürlich bekannte Ereignisse wie Palpatines Kampf gegen die Jedi-Meister oder den Tod Count Dookus durch Anakin zeigen, sind sinnvoll in die Story eingebaut und sorgen für zusätzliche Atmosphäre.
Mit seinem versöhnlichen und hoffnungsvollen Ausklang eignet sich der Dreiteiler nicht nur als einstmaliges Serienfinale, sondern stellt auch einen mehr als gekonnten Abschluss der Staffel und zugleich ihr Highlight dar. Der „Yoda-Arc“ ist TCW, das kaum noch besser sein könnte und sich vor allem von der Masse an Folgen, welche diese Serie bietet, inhaltlich und stilistisch abhebt. 9/10.
Gesamtfazit zur sechsten Staffel: Obwohl ich die siebte und nun finale Staffel zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht vollständig gesehen habe, ist es gewissermaßen erleichternd, dass die sechste Staffel nicht mehr den Serienabschluss darstellt. Die Qualität des Gesamtbildes schwankt: Wir haben hier zwei gute, aber nicht herausragende Story-Arcs und einen schwächelnden, bestenfalls mittelmäßigen Zweiteiler. Darauf folgt eine sehr gute Einzelfolge, welche gekonnt die Bühne für das wirklich grandiose dreiteilige Finale vorbereitet. Für ein Serienfinale ist das insgesamt zu wenig. Für sich genommen betrachtet stellt die sechste Staffel von „The Clone Wars“ aber ein solides Gesamtpaket dar, auch wenn sie sich wohl hinter der Qualität der großartigen Staffeln Vier und Fünf verstecken muss.